Kater, Krämpfe, Knochenbruch. Eine Seefahrt, die ist lustig – bis der Erste (see)krank wird. Dann sollte die Bordapotheke gut bestückt sein, von Aspirin bis Zugsalbe.
Sonntagnachmittag, 15 Uhr, die Wellen werden höher. Windstärke 6, das Chaos ist perfekt. Im Bug hängt das erste grüne Gesicht über der Reling, im Heck schlittern die Damen auf ihren Schuhen, unter Deck splittern die ersten Flaschen bei den Passagieren mit Promille in der Blutbahn. Bis zum ersten Unfall ist es nicht mehr weit, der Griff zur Bordapotheke nur eine Frage der Zeit. Und die sollte jetzt gut bestückt sein. Was muss drin sein, was kann? Eine Auswahl hat der Hamburger Bootsfan, Allgemein- und Tropen-Mediziner Dr. Andreas Meyer einmal zusammengestellt (siehe Tabelle), die den Weg zum nächsten Arzt überbrückt oder sogar erspart. Ausgelegt ist das Ganze aber nicht für einen Riesentörn rund um Afrika, sondern eher für die Dimension Hamburg-Helgoland. Wer jedoch denkt, schon mit Tropfen und Tabletten auf der sicheren Seite zu sein, der irrt. "Vorsorge" heißt das Zauberwort. "Damit lässt sich ein Großteil der möglichen Zwischenfälle schon vor der Tour verhindern", meint Dr. Meyer, der früher im Hamburger Hafenkrankenhaus Schiffsoffiziere für Notfälle auf See vorbereitet hat. Vorab gilt: So wie es eine Tauch- oder Tropentauglichkeit gibt, so ist
diese auch bei Bootsausflügen zu prüfen. Ansprechpartner ist vor
allem der Hausarzt. Denn wer vorher weiß, wofür er anfällig ist, kann
vorbeugen. Weitere sinnvolle Maßnahmen, auch für gelegentliche Mitfahrer: Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse, Überprüfung des Impfstatus (Tetanus). Der Skipper sollte dazu noch regelmäßig den Augenarzt aufsuchen. Wer nämlich das letzte Mal für das Attest zum Sportbootführerschein dort war, greift am besten gleich zum Telefon. Ist das alles geschehen, geht es vor einer längeren Tour an die Rollenverteilung. Zwar weiß niemand vor dem Ablegen, wer sich verletzt – der "Sanitäter" und ein Vertreter sind trotzdem zu bestimmen. Hat einer der Mitfahrer Vorkenntnisse durch Beruf oder Bundeswehr, erübrigt sich die Frage schon, wer den Job übernimmt.
Bord-Bücherei
Der absolut letzte Check: Alle an Bord über die Lage und den
Inhalt von Verbandskasten (plus Erste-Hilfe-Handschuhe) und
möchte, stellt noch einen ärztlichen Ratgeber in
Bordapotheke (Verfallsdaten prüfen) infomieren sowie prüfen, ob
seine Bord-Bücherei. Hier drei zur Auswahl:
genügend Trinkwasser an Bord ist. Nichts ist bei den meisten kleineren Krankheiten wichtiger, als viel zu trinken. Man denke nur
• Jürgen Hauert: Medizinischer Ratgeber
an den Flüssigkeitsverlust bei Seekranken. Bier oder Schnaps als
Apropos Alkohol. Es ist leider so: Die meisten Unfälle passieren
• Klaus Bandtlow: Medizin an Bord; Delius
unter hochprozentigem Einfluss. Da hat der Skipper eine
Verantwortung zu tragen, die er am besten vorher deutlich macht.
Autorenteam: Medizin auf See; DSV-Verlag; ISBN 3-88412-188-X
Sind die Flaschen nämlich bereits an Bord, werden sie meist auch geleert. Vielleicht mögen sich diese Vorbereitungen etwas übertrieben anhören – sie machen aber Sinn. Denn so lassen sich schätzungsweise bereits über 50 Prozent der Unfälle vermeiden. Murphys Regel – was schiefgehen kann, geht auch schief – ist man natürlich trotzdessen ausgeliefert.
Die Hitliste der häufigsten Verletzungen: 1.
Apotheke im Überblick Schnitte, Risse, Platzwunden, Prellungen; 2. Medikament Verschreib. Seekrankheit; 3. Erschöpfung; 4. Sonnenbrand,
ja Sonnenstich, Unterkühlung; 5. Magen-Darm-
ja Infektionen. Und genau darauf ist ein Großteil
ja abgestimmt. Dementsprechend kosten die
nein Präparate kein Vermögen. Die Preise bewegen
nein sich zwischen fünf und 15 Mark pro
ja Normalpackung. Diese Auswahl soll jedoch nur
ja ein Wegweiser sein. Praktisch ist es, wenn der
nein Hausarzt bei der Zusammenstellung der
Bordapotheke hilft. Er kennt die Teilnehmer der
nein verschreibungspflichtigen Medikamenten.
nein Vielleicht kann er sogar mit eigenen Mustern
nein Reiseapotheken dürfen nicht auf Kosten der
Krankenkassen verschrieben werden.Weiterer
nein Vorteil des Arztbesuchs: Wenn er nicht
ja gleichzeitig verreist ist, kann er im Krankheitsfall
ja telefonisch beraten – das Handy macht’s
ja möglich. Damit ist im Notfall ebenfalls die
funkärztliche Beratung des Stadtkrankenhauses Cuxhaven (Tel. 04721-780) erreichbar. Hier oder beim Hausarzt lohnt auch ein Anruf vor der Vergabe von Medikamenten, ob dies auch angebracht ist. Schließlich soll’s dem Verletzten nach der Behandlung besser gehen und nicht schlechter. Marcus Krall/Dr. Med. Andreas Meyer
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