Ressortforschung im Gesundheitsbereich Prof. Dr. Dr. h. c. mult. J. H. Hacker Präsident des Robert-Koch-Instituts, Berlin
In meinem Vortrag werde ich die Ressortforschung am Beispiel des Robert Koch-Instituts vorstellen und mit dem aktuellen Beispiel der Influenza eini-ge Ausführungen machen, wie die Ressortforschung in Deutschland als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik fungiert.
Ressortforschung kann mit folgenden Begriffen beschrieben werden:
Sie ist problemorientiert und praxisnah Sie ist auf Grund der Problemorientierung interdisziplinär ausgelegt Sie bindet transdisziplinär Nutzer und Anwender des Wissens ein Sie generiert Transferwissen und erbringt Übersetzungsleistungen
vom wissenschaftlichen System in das Anwendersystem (z. B. Voll-zug) und umgekehrt
Sie verbindet kurzfristig abrufbare wissenschaftliche Kompetenz mit
der Fähigkeit, langfristig angelegte Fragestellungen kontinuierlich und forschungsbasiert bearbeiten zu können
Sie agiert in diversen Spannungsfeldern, die durch unterschiedliche
Rationalitäten der Wissenschaft und der Politik gekennzeichnet sind
Ressortforschung findet in Instituten des Bundes statt, die zu 100 % vom Bund finanziert werden. Das Gesamtbudget beträgt etwa 2,2 Mrd. Euro. Der Wissenschaftsrat hat sich seit 2002/03 intensiv mit den Ressortforschungs-instituten beschäftigt. Alle Institute werden evaluiert. Der Wissenschaftsrat hat auch das Konzept der Bundesregierung für eine moderne Ressortfor-schung „Zehn Leitlinien einer modernen Ressortforschung” aus dem Jahre 2007 maßgeblich mitgeprägt. Darin wurde z. B. niedergelegt, daß 20 % der Aktivitäten in die Forschung gehen sollen. Das kann sehr viel sein, wenn
man die in der Ressortforschung tätigen Institute mit ihren sehr spezifischen Aufgaben betrachtet.
Die Ressortforschung des Bundes bearbeitet die Themen
Anwendung und Wirkung moderner Technologien, Gesundheit und Ernährung, Mobilität und Stadtentwicklung,Umwelt, Energie und Klimaschutz, Veränderung in Arbeits- und Lebensbedingungen, Herausforderungen der globalisierten Ökonomie.
Abb. 1: Bundeseinrichtungen mit Forschungs- und Entwicklungsaufgaben
Es sind 40 Bundeseinrichtungen mit Forschungs- und Entwicklungsaufga-ben in 10 Geschäftsbereichen verschiedener Bundesministerien angesiedelt (Abb. 1).
Im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) sind das Friedrich-Loeffler-Institut, Bun-desforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), das Max-Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel und das Bundes-institut für Risikobewertung (BfR) angesiedelt. Im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) arbeitet das Institut für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) sind es das Bundesamt für Naturschutz (BfN), das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und das Umweltbundesamt (UBA). Fünf biomedizinische Forschungsinstitute wirken im Bereich des BMG, das sind das Robert Koch-Institut für Krankheitsüberwachung und –prävention (RKI), die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), das Paul-Ehrlich-Institut – Bundesamt für Sera und Impfstoffe (PEI), das Bun-desinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und das Deut-sche Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI).
Das Robert Koch-Institut Die föderale Struktur des deutschen Gesundheitssystems spiegelt das födera- le System in der Bundesrepublik wider. Gesundheitsämter sind für allge- meine Maßnahmen (z. B. Ausbruchsuntersuchungen, -kontrolle), Meldewe- sen, Surveillance zuständig. Die Landesministerien und -behörden sichern die Umsetzung, Koordinierung; Übermittlung von Meldedaten. Das Bun- desministerium für Gesundheit und nachgeordnete Einrichtungen organisie- ren die Surveillance, Epidemiologie, wissenschaftliche Beratung, Berichte und Empfehlungen. Das Robert-Koch-Institut hält dabei den Kontakt so- wohl zu den Gesundheitsämtern als auch zu den Landesministerien und - behörden. Seine Aufgaben ergeben sich z. B. aus dem Infektionsschutzge- setz.
Robert Koch initiierte 1891 die Gründung des Königlich Preußischen Insti-tuts für Infektionskrankheiten, welches 1900 in den neuen Bau am Nordufer einzog. Im Jahre 2012 werden Teile unseres Instituts in einen Neubau am Standort Seestraße in Berlin-Wedding einziehen können.
Die spezifischen Aufgaben des Robert-Koch-Instituts richten sich auf die Epidemiologie von Infektionskrankheiten und nicht übertragbaren Erkran-kungen, auf die Herausgabe von Empfehlungen zur Prävention, Krankheits-überwachung, Kontrolle, auf die Risikobewertung von und die Durchfüh-rung von Maßnahmen bei biologischen Gefährdungen und schließlich auf die angewandte und maßnahmenorientierte Forschung.
Wir haben bislang bereits 6 Partnerschaftsverträge mit Universitäten in Ber-lin, Braunschweig, Würzburg und Greifswald abgeschlossen, in denen spe-zifische Themen adressiert werden. Es gibt als Zusammenarbeit mit der Charité einen gerade auf den Weg gebrachten Studiengang. Im vergangenen Jahr wurde bei uns ein Doktorandenkolleg gegründet, an dem fast 100 Dok-toranden teilnehmen und eigene Veranstaltungen organisieren. Es gibt wei-terhin drei Nachwuchsgruppen. Schließlich wurde ein „Fellow Program“ etabliert, in dem ausländische und auch emeritierte Wissenschaftler nach Berlin eingeladen werden.
Forschungsfelder im Bereich der Grundlagenforschung sind
molekulare Epidemiologie von Virus- und bakteriellen Infektionen Erreger-Wirt-Wechselbeziehungen, Pathogeneseforschung Immunologische Infektabwehr Transmissible spongiforme Enzephalopathien Entstehung von Antibiotikaresistenzen und horizontaler Gentransfer epidemiologische Risikobewertung für Umwelt-, Ernährungs-, Arz-
Angewandte Forschung findet z. B. in den Bereichen
Infektionsepidemiologie und Epidemiologie nicht übertragbarer
nosokomiale Infektionen kontinuierliches, bundesweites Gesundheitsmonitoring Schnelldiagnostik bioterrorismusrelevanter Erreger und Toxine maßnahmeorientierte Analyse von gesundheitsbezogenen Daten auf
Durch das Robert-Koch-Institut werden Publikationen herausgegeben, wie das monatlich erscheinende Bundesgesundheitsblatt, das wöchentlich er-scheinende Epidemiologische Bulletin und die Gesundheitsberichterstattung des Bundes, in dem in zwangsloser Folge aktuelle Themen zur Gesundheit abgehandelt werden. Natürlich werden unsere Arbeiten auch in peer review-Zeitschriften veröffentlicht.
Die internationale Vernetzung ist sehr groß. Es werden dabei von Deutsch-land bestimmte Funktionen wahrgenommen, so bei den WHO–Headquarters, Genf im Rahmen des Global Outbreak and Alert Response Network (GOARN). Die WHO hat ein Regionalbüro in Kopenhagen (WHO–EURO), die sich mit Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) befaßt. Weitere sind die DG-SANCO / EU-Kommission, Luxemburg mit ei-nem Network Committee, dem Early Warning and Response System (EWRS) und dem Health Emergency & Diseases Information System (HEDIS). Ein neuerer Standort ist das ECDC, Stockholm, wo ein Competent Body und ein Advisory Forum lokalisiert sind. Dort ist auch eine Abtei-lungsleiterin, die aus dem Robert Koch-Institut entsandt wurde, tätig. Es gab in den letzten Jahren zahlreiche internationale Einsätze. Zu erwähnen wären allein 2008 die Evaluation des EU-Surveillance-Network, ein Einsatz bei einer Gelbfieber-Epidemie in Cote d’Ivoir, bei einer Mumps-Epidemie in Moldova und bei einem Meningitis-Ausbruch in Burkina Faso.
Die H1N1-Influenza kann als ein aktuelles Beispiel dafür gelten, daß eine kompetente Beratung nur dann erfolgen kann, wenn eine Einrichtung auf diesem Gebiet auch forschend tätig ist. Am Robert Koch-Institut befindet sich das Nationale Referenzzentrum für Influenza (NRZ). Das NRZ koope-riert mit weiteren internen und externen Labors zum Thema Influenza. Es besteht die Förderung von verschiedenen Forschungsorganisationen und Ressorts, darunter vom FluResearchNet. Es gibt verschiedene Typen und Subtypen des Influenza-Virus, die sich mo-lekularbiologisch unterscheiden lassen. Wir führen Grundlagenforschungs-projekte durch, um zu verstehen, wie und warum es zu einer Shift im Virus-genom kommt, die zu einer Veränderung der Infektionswege oder der Ge-fährlichkeit des Virus führt. Bei der Neuen Influenza (H1N1) zeigten die Sequenzanalysen eine genotypische Sensitivität gegen Neuraminidase-
Inhibitoren (Tamiflu, Relenza) und die Resistenz gegen Amantadin (M2-Ionenkanal-Hemmer). Es handelt sich in der Tat um ein Mischvirus, um eine wirklich neue Variante des Influenza-Virus. Diese Forschung ist in ein das ganze Jahr über ablaufendes Procedere einge-bettet. Im Rahmen von SurvStat@RKI werden das ganze Jahr über Surveil-lance-Daten zum Influenza-Geschehen gesammelt. Das geschieht mit exter-nen Partnern. Alle Fälle sind online verfügbar. Daraus werden dann auch Modellrechnungen erstellt und anhand von Karten mögliche räumlich-zeitliche Ausbreitungen einer Influenza-Epidemie in Deutschland errechnet. Weitere Informationen können Sie über www.rki.de abrufen.
Diskussion
Herr Dr. Welz fragt zur wissenschaftspolitischen Koordination der Ressort- forschung, warum z. B. in Leipzig das Umweltforschungszentrum mit etwa 100 Mitarbeitern und in 50 km Entfernung in Dessau-Roßlau das Umwelt- bundesamt mit auch etwa 100 Mitarbeitern angesiedelt sind. Der Wissen- schaftsrat evaluiert tendenziell die Einzelinstitute, nicht aber die Planungen zur Ansiedlung von Forschungseinrichtungen. Prof. Hacker verweist auf die unterschiedlichen Zuordnungen. Das Um- weltforschungszentrum in Leipzig und Halle ist ein Helmholtz-Zentrum. Der Wissenschaftsrat hat sich über diesen großen Bereich Gedanken gemacht. Das System ist jedoch stark fragmentiert und teilweise historisch gewach- sen. In den letzten Jahren haben die Bemühungen in vielen Instituten zuge- nommen, eine vernetzte Forschung zu gestalten und zu kooperieren. Der Präsident der Bundesanstalt für Materialwissenschaft, Prof. Hennecke, leitet eine Arbeitsgemeinschaft Ressortforschung. Diese Gruppe widmet sich sehr intensiv der Aufgabe, ein eigenes Leitbild und Standards zu etablieren. Für den Beitritt zu dieser Arbeitsgemeinschaft müssen z. B. bestimmte Quali- tätsstandards erfüllt sein. Die Möglichkeit des Rückgriffs auf wissenschaft- liche Expertise im Bedarfsfall ist eine Art Alleinstellungsmerkmal der Res- sortforschungseinrichtungen.
FISIO-PATOLOGIA DELLA FUNZIONE ERETTILE Il pene è un organo dotato di una peculiare capacità definita erettile che si esprime con la possibilità di estendere ed espandere i propri corpi cavernosi fino a farli diventare eretti e rigidi tali da consentire la funzione di penetrare in vagina e depositare gli spermatozoi nel fornice vaginale posteriore dove in periodo ovulatorio si raccoglie il muco
Montag, 18.11.2013 08.45 h Mama lernt Deutsch 10.00 h Französisch für Fortgeschrittene 15.00 h Treff für Ältere Worauf es in Zukunft ankommt Nicht mehr „schneller, höher, größer“: Nähe ist gefragt! Hilde Altmeyer Stadtcafé Lebach 17.00 h Hatha-Yoga für Fortgeschrittene 17.45 h Französisch Anfänger 18.00 h Deutsche Gebärdensprache für Anfänger DGS