Selbstmedikation und Transparenz - Die Rolle der Krankenkassen
Dorothee Becker, Techniker Krankenkasse, 24. September 1998
__________________________________________________________ Einleitung
Das Verständnis von Selbstmedikation ist häufig eindimensional und damit unzulässig verkürzt. Der Patient nimmt Symptome an sich wahr, er entscheidet selbst, nicht den Arzt aufzusuchen, er wählt selbst ein Arzneimittel aus oder läßt sich beraten, und er trägt auch selbst die Kosten für das Medikament. Daraus ließe sich auf den ersten Blick der Schluß ziehen, die Selbstmedikation sei ein ausschließlich
Apotheker, in dem Ärzte, Krankenkassen oder andere Akteure des Gesundheitswesens keinerlei Rolle spielen. Daß dies nicht zutrifft, ist bekannt, und wird höchstens von denen negiert, die an einem streng segmentierten Gesundheitswesen festhalten wollen. Selbstmedikation ist ein multifaktorielles und mehrdimensionales Geschehen, das eine sektorübergreifende Betrachtung erfordert - zumal der Umfang der Selbstbehandlung mit Arzneimitteln zunimmt: Im Jahr 1997 entfielen über 680 Millionen Packungseinheiten im Wert von 9 Milliarden Mark auf Medikamente, die von Patienten in Apotheken und Drogerien gekauft wurden. Die Facetten der Selbstmedikation sind vielseitig und sollen im folgenden nur kurz dargestellt werden. Aus den verschiedenen Dimensionen läßt sich die Rolle ablesen, die die Krankenkassen in diesem Geschehen spielen. 1.) Interaktionen
Unabdingbare
Arzneimittelwechselwirkungen ist die Kenntnis über die vom Patienten eingenommenen Medikamente. Ist dies bei mehr als einem verordnenden Arzt schon nicht einfach, wird die Situation durch gleichzeitige Selbstmedikation weiter erschwert. Ein Medikamentenpaß auf freiwilliger Basis könnte hier Abhilfe schaffen, bedarf aber der unbedingten Akzeptanz der Beteiligten. Die praktische Umsetzung bleibt seit Jahren hinter der Erkenntnis der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit zurück. Dazu tragen nicht unerheblich
Apothekern bei. Gemeinsame Arbeitskreise der beiden Heilberufe verheißen partielle Verbesserung. 2.) Arztgestützte Selbstmedikation
Deutlich erhöhte Zuzahlungen mit der Folge, daß viele Medikamente preislich unterhalb der Selbstbeteiligungbeträge liegen, sowie die noch immer vorhandene Skepsis mancher Ärzte gegenüber der Kompentenz der Pharmazeuten führen zur „Selbstmedikation auf Privatrezept“. Der Patient sucht den Arzt auf, der ihm - aus den genannten Gründen - ein Arzneimittel zum Selbstkauf in der Apotheke empfiehlt. Dies ist keine Selbstmedikation im eigentlichen
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Selbstmedikation und Transparenz - Die Rolle der Krankenkassen
Dorothee Becker, Techniker Krankenkasse, 24. September 1998
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Sinne mehr, sondern eine ärztliche Verschreibung mit 100%iger Selbstbeteiligung. 3.) Indirekte Selbstmedikation
Bei weitem nicht jeder medikamentösen Selbstbehandlung geht ein Besuch in der Apotheke voraus. Sehr häufig wird auf den Fundus in der Hausapotheke zurückgegriffen, in der sich Reste von früher verschriebenen und gekauften Präparaten befinden. Daß dies nicht unproblematisch ist, ist Fachleuten klar, dem medizinischen und pharmazeutischen Laien aber kaum („Das hat mir damals doch auch gut geholfen“). Diese Form der Selbstmedikation ist eindimensional und entzieht sich dem Einfluß und damit der Beratungsmöglichkeit von Arzt und Apotheker vollkommen. Noch problematischer wird es, wenn der Betreffende nicht für sich selbst, sondern für Familie oder Freunde in die Hausapotheke greift (z.B. Aspirin oder mentholhaltige Erkältungssalben für Kleinkinder). Die Zahl der jährlich verordneten und gekauften Medikamente läßt auf erhebliche Bestände in den deutschen Hausapotheken schließen, so daß dieses Problem nicht vernachlässigt werden darf. 4.) Konditionierung durch Werbung
Arzneimittelhersteller haben ein legitimes Interesse daran, ihre Produkte zu verkaufen, und betreiben deshalb in Radio, Fernsehen, Printmedien und Apothekenschaufenstern umfangreiche Werbung. Da ein Arzneimittel keine Ware ist wie jede andere, wird a priori legitime Werbung dann problematisch, wenn sie suggeriert, daß jede Befindlichkeitsstörung ein Medikament erfordert und umgekehrt nur Arzneimittel imstande sind, den reibungslosen Fortgang des Alltags zu gewährleisten. Das Motto „Nur durch Pillen, Tropfen oder Tabletten kann man jung schön, schlank und dynamisch bleiben oder werden“ trägt gewiß nicht zu einem verantwortungsbewußten und sinnvollen Umgang mit Arzneimitteln bei. Das Angebot schafft sich auch hier seine Nachfrage. (Die Berichterstattung über die sog. Lifestyle-Medikamente wie Viagra oder Xenical, die sicher nicht der Selbstmedikation zuzurechnen sind, belegen dies eindrucksvoll.) 5.) Konditionierung durch Vorbildverhalten
Kinder übernehmen die Verhaltensmuster von ihren Eltern, die ihnen vorgelebt werden. Dazu gehört auch der Umgang mit Krankheit und Arzneimitteln. Bringt man Kindern bei, daß Arzneimittel zur normalen Lebensgestaltung gehören und jede Befindlichkeitsstörung die Einnahme eines Medikamentes erfordert, bleibt dies nicht ohne Auswirkung auf das spätere Verhalten der Kinder.
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Selbstmedikation und Transparenz - Die Rolle der Krankenkassen
Dorothee Becker, Techniker Krankenkasse, 24. September 1998
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6.) Verfügbarkeit von Arzneimitteln
Durch das Internet ist die Welt zu einem Dorf geworden. Dienstleistungen und Waren aus aller Welt sind schneller und leichter verfügbar als noch vor wenigen Jahren. Auch Arzneimittel werden über das Internet angeboten, und dieser Beschaffungsweg wird genutzt. Beratung und Information spielen keine Rolle, was besonders bei verschreibungspflichtigen Medikamenten Gefahren birgt. Hier ist die Realität den Interventionsmöglichkeiten mal wieder voraus. Fazit
Auch wenn der Apotheker zweifellos die dominante Rolle bei der Selbstmedikation
sektorübergreifendes Agieren sinnvoll und notwendig, um die Gefahren, die die Selbstbehandlung mit Arzneimitteln in sich birgt, zu minimieren. Ausschalten lassen sie sich nicht. Ideologie und Kompetenzgerangel verhindern sachgerechte und offensichtlich notwendige Diskussionen und Kooperationen. Die Zusammenarbeit zwischen den Heilberufen könnte sehr viel besser sein, wenn beide Seiten verinnerlichen würden, daß ein Fischen im Teich des anderen keinen Vorteil bringt. Die Rolle der Krankenkassen im multidimensionalen Geschehen Selbstmedikation ist im Gesetz nachzulesen: Sie haben den Versicherten in seiner Eigenverantwortung für seine Gesundheit „durch Aufklärung, Beratung und Leistungen zu helfen und auf gesunde Lebensverhältnisse hinzuwirken.“ Krankenkassen wollen den Arzt oder Apotheker nicht ersetzen, sondern beide Berufe und deren Kooperation untereinander unterstützen. Dazu gehört es, die Versicherten aufzuklären und zu informieren, daß die Selbstbehandlung mit Medikamenten mit Risiken verbunden sein kann und das Einholen professionellen Rates sinnvoll ist. Darüber hinaus gehört auch die Beteiligung an sinnvollen Projekten zum Thema „Medikamentenpaß“ dazu. Auch hier können Krankenkassen eine Rolle spielen, ohne daß sie sich in ärztliche oder apothekerliche Kompetenzen mischen.
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To try and learn more about the genes involved tryptophan biosyntheisolate trp - mutants of E.coli . Briefly describe how you would isolate trp - mutants in your screen. (6pts) 1. Plate cells on nonselective rich media (that contains tryptophan). 2. Replica plate the cells onto media plates that lack tryptophan. 3. Colonies that did not grow on the plates without tryptophan but did grow on
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