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Medikamentöse Behandlung der Spastik Wirkungen und Nebenwirkungen Medikamentöse Behandlung der Spastik
Wirkungen und Nebenwirkungen
Von Dr. rer. nat.
Michael Speer,
Möglichkeiten informieren. Die Wahl des faktoren (wie z.B. eingeschränkte Leber- on; Hauptarbeitsgebiet: Sichtung der internationalen medizinischen Fachliteratur auf Arzneimittelnebenwirkungen; Bearbei- tung und Eingabe dieser Fälle in Datenban- Baclofen (z.B. Lioresal®) ist das am
ken großer Pharmakonzerne, die diese für ihre weltweiten regulatorischen Aufgaben ist zunächst jeweils der Wirkstoff und Person sehr unterschiedlich. Einzelne dann in Klammer beispielhaft einer der HSP’ler haben die tägliche Dosis auf 2 meist geläufiger sind (das zum Wirkstoff hergestellt) reduziert und berichten von anderem Handelsnamen, die diesen Verbesserungen in Bezug auf die Wirkstoff enthalten). Diese Liste soll in Spastik. Andere HSP’ler berichten, dass keinem Fall als Empfehlung zur Wahl sie auch bei einer Menge von 60 Millig-eines Medikaments missverstanden ramm pro Tag keine wirkliche Verbesse- Medikamentöse Behandlung der Spastik Wirkungen und Nebenwirkungen rung verspüren. Eine sehr hohe Dosis kann zu noch stärkeren Bewegungsstö-rungen führen, da ja alle, auch die noch intakt innervierten Muskeln eine Tonus-verminderung erfahren. Es entsteht dann häufig das Gefühl einer verstärk-ten Muskelschwäche. Die Testung der sinnvollen Wirkstoffmenge ist absolut notwendig. Es gilt (wie auch bei den anderen Medikamenten): So wenig wie möglich und so viel wie erforderlich. Die zu Beginn der Behandlung auftretenden Müdigkeitsattacken lassen nach einigen Wochen nach. Falls das Medikament tanzmengen eingesetzt werden, die um also eine positive Wirkung entfaltet, so Falls auch durch hohe Dosen (bis 75 Verbesserungen erbringen, als die mg/Tag) kein Erfolg zu erzielen ist, kann der Einsatz einer intrathekalen Pumpe Vor dem Einsetzen der Pumpe wird in (Baclofenpumpe) erwogen werden der Klinik mittels intrathekaler Testdosis (intrathekal = innerhalb der harten ermittelt, ob diese Behandlungsmög-Rückenmarkhaut). Diese Pumpe wird lichkeit sinnvoll ist. über einen chirurgischen Eingriff inUn-terleib eingesetzt und liefert über einen Tizanidine (Sirdalud®) – ebenfalls ein
direkt in den Spinalkanal (da hier die Muskeltonus. Auch geeignet zur Be-Blut-Hirn-Schranke nicht mehr über- Medikamentöse Behandlung der Spastik Wirkungen und Nebenwirkungen Da der Wirkungsmechanismus des der Kostenübernahme verhandelt
Tizanidins sich von dem des Baclo-
fens unterscheidet, können diese
beiden Medikamente auch kombiniert Gabapentin (Neurontin®) – ist ein
werden – dann in jeweils geringerer Arzneistoff aus der Gruppe der Antikon-
Dosis (was dann eine verminderte vulsiva (Mittel mit hemmender u. mil-
Wahrscheinlichkeit im Auftreten von dernder Wirkung gegenüber zentral
Nebenwirkungen zur Folge hat).
bedingten Krämpfen), der zur Behand-lung der Epilepsie und neuropathischer Eine Klasse von Beruhigungsmitteln, Schmerzen eingesetzt wird.
deren bekanntester Vertreter das (Letztere entstehen z.B. bei einem Teil
Diazepam (z.B. Valium®) ist, hat der Patienten mit Gürtelrose nach
ebenfalls eine den Muskeltonus sen-
klasse wird häufig Tetrazepam (z.B. hilfreich sein. Auch hier ist Müdigkeit
Musaril®) zur Reduktion der Spastik eine der häufigsten Nebenwirkungen.
eingesetzt. Diese Substanzen sollten
aber nur kurzfristig eingesetzt werden,
da es zu Toleranzentwicklung kommt
(=Nachlassen der Wirkung, Bedarf
immer höherer Dosen). Außerdem
besteht für diese Substanzgruppe ein
Abhängigkeitspotential.
Memantine (z.B. Axura®) zeigt gute
antispastische Wirkung und war früher
zur Spastikbehandlung zugelassen. Da
die aktuelle Zulassung nur für Demenz
besteht, müsste bei Anwendung für die
HSP mit der Krankenkasse bezüglich
Medikamentöse Behandlung der Spastik Wirkungen und Nebenwirkungen Tolperison (z.B. Mydocalm®) ist Die Behandlung mit Botulinumtoxin
Dosis eine Rolle). Antikörper verhindern Zubereitung (Viveo®) – eine Tablette eine effektive Behandlung, da diese das enthält jetzt mehr Wirkstoff, so dass jetzt für die Tagesdosis weniger Tabletten Bei einer Behandlung mit Botulinumto-eingenommen werden müssen. In besonders starken Fällen der Spastik kann die Gabe von Botulinumtoxin
Typ A (z.B. Botox®) vorteilhaft sein. Eine ausführliche Dokumentation der
Dieses Toxin (=Gift) wird direkt in den
Muskel gespritzt und reduziert die Arzt ist wichtig, um der Krankenkasse Überaktivitäten der motorischen End- puls auf den Muskel übertragen wird) für che HSP’ler berichten über positive kassen berufen sich bei der Ablehnung Effekte (eine Kombinationsbehandlung der Kostenübernahme oft auf das mit Physiotherapie ist sinnvoll). Injektionstechnik, individuelle Dosierung richtes stellt aber ein gutes Argument für Medikamentöse Behandlung der Spastik Wirkungen und Nebenwirkungen Chinin wirkt (u.a.) erschlaffend auf die
keine evidenz-basierte Studie zur Skelettmuskulatur. In der Medizin wird Wirksamkeit gebraucht, da dafür in der Tetrahydrocannabinol, der Hauptwirk-
stoff aus der Cannabispflanze (z.B. Water zugesetzt und ruft dort den Dronabinol®) reduziert bei einigen bitteren Geschmack hervor. Eine Betroffenen die Spastik. Dantrolen (z.B. Dantrium®) – wird relaxierende Effekt einsetzt, ist nicht
eingesetzt, um die Muskelkontraktion zu
bekannt. Chinin ist in Abhängigkeit von reduzieren (wirkt im Muskel, nicht im der Dosierung giftig und kann bei Zentralnervensystem); kann Leberschä- Einzelpersonen haben über einen durch den Einsatz von Opioiden (Wirk-
Nutzen bei Fischöl und Chinin berich-
stoffe, die wie Morphin wirken) erfolgen. Möglich ist der Einsatz von Oxycodon
Fischöl enthält Omega-3 Fettsäuren. (z.B. Oxygesic®). Kommt es außerdem
Diese gehören zu den essentiellen zu gelegentlichen, weiteren Schmerz-
Fettsäuren, sind also lebensnotwendig steigerungen, kann nach Bedarf Tra-
und können vom Körper nicht selber madol (z.B. Tramal®) für diese
hergestellt werden. Einige dieser Fett-
säuren hemmen zentralnervöse Nat-rium-Kanäle und damit die Erregbarkeit von Nervenzellen, welche somit die Muskelkontraktion vermindern können.

Source: http://www.hsp-verein.de/fileadmin/user_upload/behandlung/Beitrag_Speer.pdf